Die Schiedsrichter

 
 
 
   
 

 

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Sämtliche der 41 gemeldeten Nationen, die sich für die Weltmeisterschaft gemeldet hatten, nominierten auch einen Schiedsrichter. Aus diesen Kandidaten ernannte der Veranstalter 16 Mann, die in der Schweiz zum Einsatz kamen. Ihnen wurden anfangs Schweizer Linienrichter zur Seite gestellt, mit denen sie gemeinsam auf die gehobeneren Anforderungen des Turniers vorbereitet wurden.

In erster Linie wurde den Schiedsrichtern eingeschärft, "als Spielrichter und nicht als Diplomaten zu fungieren". Sie sollten korrekt und streng agieren. Die Gepflogenheiten der südamerikanischen Gäste, sich nicht an Regeln zu halten und in ihrer emotionalen Art zum Beispiel aufs Feld zu rennen und einen Torschützen zu umarmen, durften nicht geduldet werden.

Im Laufe des Turniers sprangen Einzelne der routinierteren Schiedsrichter auch als Linienrichter ein und sorgten für ein Leistungsniveau, mit dem sich zumindest die Veranstalter nach der WM mehr als zufrieden zeigten.

Die 16 WM-Schiedsrichter und die Partien, in denen sie zum Einsatz kamen:

  • Asensi, Manul (Spanien): Frankreich - Mexiko

  • Da Costa, Vieira (Portugal): Deutschland - Türkei

  • Ellis, Arthur (England): Uruguay - Tschechoslowakei und Ungarn - Brasilien

  • Franken, Laurent (Belgien): Österreich - Schottland

  • Faultless, Edward (Schottland): Brasilien - Jugoslawien und Österreich - Schweiz

  • Griffiths, B.M. (Wales): Frankreich - Jugoslawien und Schweiz - Italien und Ungarn - Uruguay

  • Ling, W. (England): Ungarn - Deutschland und Ungarn - Deutschland

  • Marino, Esteban (Uruguay): Türkei - Südkorea

  • Orlandini, Vincenzo (Italien): Uruguay - Schottland und Österreich - Deutschland

  • Schmetzer, Emil (Deutschland): England - Belgien

  • Stefanovic, V. (Jugoslawien): Österreich - Tschechoslowakei

  • Steiner, Erich (Österreich) : Italien - Belgien und England - Uruguay

  • Viana, Mario (Brasilien): Italien - Schweiz

  • Vincenti, Raymond (Frankreich): Ungarn - Südkorea und Deutschland - Türkei

  • Wyssling, Paul (Schweiz): Brasilien - Mexiko und Österreich - Uruguay

  • Zsolt, Istvan (Ungarn): England - Schweiz und Jugoslawien - Deutschland



Positives Fazit aus deutscher Sicht: Der Ungar Zsolt pfiff im Spiel Jugoslawien gegen Deutschland sehr objektiv, auch gegen den deutschen Stopper Werner Liebrich, obwohl dieser eine Woche vorher durch ein (wenngleich unbeabsichtigtes) Foul den Ungarn Puskas verletzt hatte und Zsolt als dessen Landsmann sich vielleicht zu revanchistischen Aktionen hätte hinreißen lassen können. Es spricht für seine professionelle Arbeitsauffassung, dass er dies nicht tat.

Als andere wichtige Personalie erwies sich der englische Schiedsrichter Ling, der beide Begegnungen zwischen Ungarn und Deutschland leitete und der Liebrichs Einsatzwillen, von einigen Beobachtern als übertriebene Härte tituliert, als "gesunde englische Härte" betrachtete, die bei den Begegnungen auf der Britischen Insel gang und gebe war. Wobei eine Theorie hier wiederum einen Revancheakt gegenüber den Ungarn wittert, die in den neun Monaten vor der WM in zwei Freundschaftsspielen die Engländer dermaßen blamiert hatten, wie das in der Geschichte des Fußballs noch nie gelungen war: mit einem 6:3-Sieg in London, wo die Engländer noch nie ein Spiel verloren hatten, und mit einem nicht minder krassen 7:1 in Budapest, wo den Engländern Hören und Sehen vergangen war. Für jeden Briten, der sich auf das Attribut, das "Mutterland des Fußballsports" zu sein, etwas einbildete, hätte auch nur eine dieser Niederlagen Anlaß zu Rache geben können, und schließlich wurde dem Ausgleichstor der Ungarn wenige Minuten vor Schluß des Endspiels wegen angeblicher Abseitsstellung von Puskas die Anerkennung versagt. Allerdings sind die Engländer auch wie kaum eine zweite Nation die Verfechter des Fairplay-Gedankens, und der Endspielkommentator Herbert Zimmermann nahm schon das Wort Abseits in den Mund, bevor der Ball im Tor war. Deshalb wollen wir getrost davon ausgehen, dass Puskas wirklich abseits stand


 

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