Spielregeln

 
 
 
   
 

 

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Vor 50 Jahren hatte der Fußball schon eine mehr als genauso lange Entwicklung hinter sich. So existierte bereits die Abseitsregel und als ihre Konsequenz - die Abseitsfalle. Die Spiele verliefen für heutige Maßstäbe fair. Rote und Gelbe Karten waren noch Zukunftsmusik. Hinausstellungen gehörten allerdings schon zu den Mitteln der Schiedsrichter, die größeren Respekt genossen, als das heute der Fall ist.

Keine Regel, aber auch ein bedeutender Unterschied: die Grundaufstellung der Mannschaften folgte einem 1-2-3-5-System, d.h. vor dem Torwart befanden sich ein linker und ein rechter Verteidiger, vor diesen die dreiköpfige Läuferreihe und ganz vorne fünf Stürmer. (Wie diese sich auf dem Feld taktisch verhielten, ist eine andere Sache, und auch damals schon gab es Abweichungen von vermeintlich starren Spielsystemen.)

Der in unseren Augen wesentlichste Unterschied, den dieses WM-Turnier mit sich brachte: Es durfte - warum auch immer - nicht ausgewechselt werden, weshalb Verletzte so lange wie möglich als Außenstürmer, wo sie am entbehrlichsten waren, mitgeschleppt wurden und weshalb es auch keine Ersatzbank gab. Der Trainer und sein Stab saßen in der vordersten Reihe zwischen den Zuschauern, die nicht zum Einsatz kommenden Spieler auf der Gegengeraden. Mai und Morlock nutzten die Gelegenheit ihres Nichteinsatzes im ersten Ungarnspiel, sich neben ihre anwesenden Herzdamen zu setzen, was Herberger zu der späteren Bemerkung "gell, Charly, die Bräute wollen wir aber nicht dabei haben" provozierte.

Kein Regelunterschied, aber historisch nicht unbedeutend: Die eigens für dieses Turnier neu angefertigten Bälle erwiesen sich als besonders hart und waren besonders bei Nässe schwer festzuhalten, da ihre Oberfläche so griffig wie ein Stück Seife wurden. Was die Lobeshymnen auf den "Sieg des Offensivfußballs" seitens der Fachpresse relativiert. Schließlich waren mit 140 Toren durchschnittlich 5,38 pro Spiel gefallen, ein in der Geschichte des Turnierfußballs einmaliges Ergebnis. Allerdings war das wohl nicht allein der Verdienst der fantasievollen Sturm- oder der schlechten Abwehrreihen, sondern vielmehr lag es am Handicap der Torhüter, die solche Bälle nicht gewohnt waren. Herberger ließ übrigens schon in Grünwald die neuen Bälle benutzen. Ob sich die übrigen Mannschaften auch so umsichtig vorbereiteten, ist uns nicht bekannt.



 

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