Fritz Walter

 
 
 
   
 

 

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Fritz Walter
(*31.10.1920 +17.06.2002):


Alter 1954: Im Frühsommer 1954 war Fritz in einem Land, das schon immer aus lauter Bundestrainern bestand, für viele umstritten, die ihn mit seinen 33 Jahren für zu alt hielten. "Der Alte Fritz" eben.

Beruf: Banklehre bei der Sparkasse.

Charakter: Fritz Walter gehörte zu der Generation von Fußballern, denen der Fairplay-Gedanke über alles ging. Fairness und Kameradschaft waren die Erscheinungen, an denen er sich als Fußballer wie als Soldat auch in schweren Zeiten immer aufrichten konnte. Sein Leben lang wurde er dafür immer wieder als tadelloser Sportsmann gepriesen, der jede Glückwunschkarte, die er erhielt, persönlich beantwortete. Ein anderes prägendes Charaktermerkmal war eine Bescheidenheit, die ihn in ihrer extremsten Erscheinungsform vor Selbstzweifeln nur so strotzen ließ. Gepaart mit einer gehörigen Portion Aberglauben konnte der berühmte linke Fuß beim Aufstehen das Fußballspiel des Tages entscheiden. Berühmt ist auch die Überlieferung, dass Gattin Italia ihren Fritz nach einem schlechten Spiel für ein paar Tage bei verdunkelten Vorhängen im Schlafzimmer "einsperrte", bis Gras über die Sache gewachsen war. Dazu passt Lampenfieber als wichtiges Merkmal eines Mannes, der weit und breit der Beste war und trotzdem vor vielen Spielen mit Lampenfieber auf der Toilette verschwand ... um sich zu übergeben.

Deutsche Mannschaft: Mit Bundestrainer Herberger gab es ab 1940 einen dankbaren Ziehvater für Fritz, der ihn als seinen verlängerten Arm betrachtete und behandelte. 14 Jahre später spielte er seine erste WM. Weitere vier Jahre später, nach mehr als einem Rücktritt, absolvierte Fritz bei der WM 58 noch fünf Spiele und wurde WM-Vierter. Nach einem folgenschweren Foul seines schwedischen Gegenspielers war für Fritz nach 61 A-Länderspielen und 33 Toren das Karriereende erreicht.

Ehrungen: Zu den wichtigsten seiner zahllosen Auszeichnungen gehören der Silberlorbeer 1951 und 54, der DFB-Ehrenschild, die Goldene Ehrennadel des DFB 1998, das Großkreuz des Bundesverdienstordens, die Ehrenbürgerschaft von Kaiserslautern und die Umbenennung des Stadions am Betzenberg in Fritz-Walter-Stadion.

Familie: Der Erstgeborene von fünf Geschwistern (Ludwig Jr., Ottmar, Sonja und Gisela) besaß eine Berliner Mutter und einen Pfälzer Vater. (Beide führten eine Gaststätte, die irgendwann zum Stammlokal des FC K wurde.) Seine aus Venetien stammende Frau Italia (geborene Bartolucci) lernte er als die Fremdsprachensekretärin des französischen Stadtkommandanten kennen, bei dem er nach Kriegsende die Wiederbenutzung des Stadions auf dem Betzenberg erwirken wollte. Am 02. September 1948 ehelichte Fritz sie, und die ganze Pfalz staunte, grollte ihm sogar. Wenn schon Keine aus Kaiserslautern, dann doch bitte zumindest Eine aus der Region. Auch für Herberger stellte Italia anfangs eine unberechenbare Größe dar, die ihm, der den Zufall gerne ausklammerte, missfiel. Welchen Einfluss würde diese Frau auf Fritz ausüben, wie sehr seiner Karriere schaden? Doch im Gegenteil - Fritz sollte nach und nach von ihr profitieren, etwas souveräner in der Welt stehen, die Provinz ein klein wenig hinter sich lassen. Und in schwierigen Zeiten war sie die Frau hinter ihm, die ihm den Rücken stärkt. Was sie für Herberger zu einem wichtigen Instrument machte.

Größe/Gewicht 1954: 1,74 m groß und 73 kg schwer.

Hobbys: Impressionistische Malerei.

International: Es gab einige Angebote, aber das aufsehenerregendste war das über 250.000 Mark, zahlbar in beliebiger Währung, das Fritz von Atletico Madrid als Handgeld für einen Zweijahresvertrag mit Direktorengehalt geboten wurde. Für Ottmar sollten noch 150.000 Mark draufgelegt werden.

Jobs: In sämtlichen Lebenslagen fielen ihm eigene Entscheidungen schwer. Solange Herberger lebte, suchte Fritz stets bei diesem Rat. Doch auch Herberger wusste nicht immer die richtige Antwort. Den "Ersten Kaiserslauterer Waschautomaten" richtete sich Fritz in einer Phase ein, in der die Forschung in Windeseile an Verbesserungen für die berufstätige Hausfrau arbeitete und der Trend zur eigenen Waschmaschine ging (1956 kam der erste Vollwaschautomat auf den Markt), und ein Kino übernahm er, als der Durchbruch des Fernsehens (für den Fritz indirekt mitverantwortlich war) das erste Kinosterben einläutete. Erst als Repräsentant von Adidas sollte es Fritz besser gehen. Hauptkunde der Wäscherei (und Vermieter) war übrigens die Spinnerei Kammgarn, für die Kohlmeyer als Buchhalter arbeitete.

Krieg: Als Soldat im Zweiten Weltkrieg und späterer Kriegsgefangener ging es Fritz überdurchschnittlich gut. Während die meisten Männer in Deutschland an die Front mussten, wurde Fritz nach einigen Monaten auf Elba und Sardinien (wo er an Malaria erkrankte) auf Herbergers Initiative hin zu einem Luftwaffenstützpunkt fern ab der Front versetzt, wo er in einer Soldatenmannschaft Fußball spielen durfte. Und als 1945 alle seine Mitgefangenen nach Sibirien abtransportiert wurden, erkannten ihn seine Wächter und ließen ihn eine Lagermannschaft aufbauen und trainieren. Im Gegensatz zum Großteil der meisten Kriegsgefangenen (die, sofern sie überhaupt die Gefangenschaft überlebten, Jahre fort sein konnten), war Fritz bereits im Oktober 45 wieder daheim.

Leben: Italias Tod am 14. Dezember 2001 läutete die Zielgerade im Leben von Fritz Walter ein. 53 gemeinsame und erfüllte Jahre bildeten eine zu große Hypothek, um alleine weiterzumachen. Auch die Aussicht, in Kaiserslautern 2006 WM-Gastgeber zu sein, gab ihm den Lebensmut nicht zurück. Fast exakt sechs Monate nach seiner geliebten Frau und nach seinem zweiten Schlaganfall schloss der berühmteste und beliebteste Sohn der Stadt Kaiserslautern für immer die Augen.

Meisterschaften: Weltmeister 1954, WM-Vierter 1958, einmal Gau- und zehnmal Sudwestdeutscher Meister, Deutscher Vizemeister 1948 und 1954 und schließlich deutscher Meister 1951 und 1953, weshalb Kaiserslautern von der begeisterten Bevölkerung kurzerhand in Walterslautern umgetauft wurde. Nicht umsonst sprach und sang man in den Meisterschaftsjahren von der "Waltermannschaft vom 1. FCK". Im Meisterschaftsjahr 1953 wurde er mit 38 Treffern Oberligatorschützenkönig.

Nummer WM 54: 16

Oberligamannschaft 1954: 1. FC Kaiserslautern.

Position: Bevorzugt linker Halbstürmer.

Qualitäten: Idol zu sein hatte sich Fritz redlich verdient: Durch nicht zu bändigenden Fleiß, der ihn schon als Kind härter trainieren ließ als alle Anderen und der ihn seinen Heimatverein aus den Weltkriegstrümmern wiederaufbauen ließ. Durch völlige Hingabe an den Fußball, indem er gerade in den schweren Nachkriegsjahren unter Einsatz seiner Popularität seinen hungrigen Mitspielern "Patenschaften" bei fußballbegeisterten Metzgern und Bäckern vermittelte, weshalb sie doch noch das erforderliche "Kampfgewicht" erreichten.

Rufname: Vielleicht kein klassischer Rufname, aber Werner Liebrich bezeichnete Fritz als "King".

Spielführer in der Nationalelf: Auf Nationalmannschaftsebene war Fritz zwischen 1951 und 1956 30mal Kapitän, wurde ihr erster Ehrenspielführer und hätte der nächste Bundestrainer nach Herberger werden können, wenn er nur gewollt hätte.

Trainerstationen: Im Jahr darauf zog er sich auch nach Jahren beim 1. FC Kaiserslautern zurück, nicht jedoch ohne dem Verein als Trainer zur Verfügung zu stehen. Das tat er übrigens auch beim VfR Kaiserslautern, VfL Neustadt/Coburg und schließlich bis 1968 SV Alsenborn, dem Fritz eins seiner sieben Erinnerungsbücher widmete (siehe XY).

Ursprung: Kaiserslautern.

Vereine: 1. FC Kaiserslautern.

Wunden: Die Malaria blieb Fritz ein Leben lang erhalten und überraschte ihn immer wieder mit unvorhersehbaren Attacken. Durch sie besaß er eine extreme Wetterfühligkeit, die ihn bei Sonne zum Versager und bei Regen zum Weltklassespieler werden ließ.

XY: Fritz Walters Erinnerungen, zumindest in den Anfängen von ihm auf Tonband gesprochen und von einem geübteren Schreiber zu Papier gebracht: "3:2 - Die Spiele zur Weltmeisterschaft" (1954), "Spiele, die ich nie vergesse" (1955), "So war es - Fußballweltmeisterschaft in Schweden" (1958), "Elf rote Jäger - Nationalspieler im Krieg" (1959), "So habe ich's gemacht - Meine Fußballschule" (1962), "Die Spiele in Chile" (1962), "Der Chef - Sepp Herberger" (1964), "Alsenborn - Aufstieg einer Dorfmannschaft" (1968).

Zimmer in Spiez: Nr. 303 zusammen mit Helmut Rahn, den er mäßigen und der gleichzeitig Fritz am Grübeln hindern sollte.





 

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