Ottmar Walter

 
 
 
   
 

 

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Ottmar Walter
(*06.03.24 +16.06.2013):


Alter 1954: 30

Beruf: Automechaniker mit Auszeichnung.

Charakter: Bodenständig, zuverlässig, verschlossen.

Deutsche Mannschaft: Als 1950 das erste Nachkriegsländerspiel gegen die Schweiz stattfand, war Ottmar im Gegensatz zu Fritz, der verletzungsbedingt fehlte, dabei. Ein Handspiel nach einem Kopfball von ihm verursachte den Elfmeterpfiff, der zum Siegtor für die Deutschen führte. Bis 1956 kam er auf 21 A-Länderspiele mit zehn Toren (und einem Tor in einem 1 B-Länderspiel 1956).

Ehrungen: Silberlorbeer 1951 und 54, Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes.

Familie: Drittgeborener der Gastwirtseheleute Ludwig und Dorothea. Heiratete seine Frau Anneliese am 21. Februar 1948. Beider Sohn kam 1950 zur Welt.

Größe/Gewicht 1954: 1 m 77 groß und 77 kg schwer.

Hobbys: Schwimmen.

International: Zwei lukrative Angebote, in Paris (1950) bzw. Madrid (1953) zu spielen, konnten ihn nicht aus der Pfalz fortlocken.

Jobs: Ab 1948 erst Verwaltungsangestellter der Stadt, dann zwischen 1953 und 1968 Tankstellenpächter, wofür er seine Meisterprüfung ablegte. (und siehe: Wunden) Bis 1982 wieder bei der Stadt beschäftigt.

Krieg: 1942 wurde Ottmar Marinesoldat und kam zusammen mit seinem Vereinskameraden Baßler bei Holstein Kiel und dem SV Cuxhaven unter. Mit Kiel errang er den dritten Platz in der Deutschen Meisterschaft 1943. Ein Seegefecht vor Brest überlebte Ottmar nur mit Glück und drei Granatsplittern im Knie. Eiserne Disziplin verhinderte, dass sein Bein steif wurde und ermöglichte es ihm, noch bis zum Alter von 34 Fußball zu spielen. Allerdings sollte ihn später eine unbarmherzige Serie von Operationen einholen, die ihm künstliche Knie- und Hüftgelenke einbrachte. "Ich habe zwar vier Prothesen. Aber organisch bin ich kerngesund und bis auf eine Blinddarmoperation habe ich auch nie etwas gehabt!", wurde er als 77jähriger zitiert. Gefangenschaft bis 1947.

Meisterschaften: Weltmeister 1954. Die erste Deutsche Meisterschaft der Pfälzer 1951 entschieden seine beiden Tore. In diesem Jahr war er auch Torschützenkönig der Oberliga Südwest. Die zweite Deutsche Meisterschaft folgte 1953, dazu kamen Vizemeisterschaften 1948, 1954 und 1955.

Nummer WM 54: 15

Oberligamannschaft 1954: 1. FC Kaiserslautern.

Position: Mittelstürmer.

Qualitäten: Ottmar war ein "spielender Mittelstürmer", Einer, der nicht nur in der Mitte auf Vorlagen wartete, sondern der laufend rochierte, das heißt mit den Außenstürmern die Positionen tauschte und auf die Flügel auswich, wo er dann selber Torvorlagen geben konnte. Abgesehen davon verleitete er die Verteidiger zu ungeplanten Laufwegen und riss damit Löcher in die Abwehr. Und er gab nie auf, egal, wie sehr er nach einer Krankheit geschwächt war oder ob er sich eine Verletzung zugezogen hatte. Man hätte ihn schon vom Platz tragen müssen...

Rufname: Ottes, Siegesmund.

Ursprung: Kaiserslautern.

Vereine: Über 500 Tore in 750 Einsätzen für den 1.FC Kaiserslautern (1933 bis 42 und 1947 bis 59). 1942 bis 43 Holstein Kiel und 1943 SV Cuxhaven.

Wunden: Trug in seiner aktiven Zeit oft Verletzungen davon. Weil es seine Spielposition als größte Gefahr für alle gegnerischen Verteidiger und Torhüter so mit sich brachte und er zudem keine Rücksicht auf seine Gesundheit nahm. Er konnte sich auch keine Rücksicht leisten, weil er neben Fritz auffallen wollte, in dessen Schatten er sein Leben lang stand: Die Mutter ließ ihn schon als Kind die Turnschuhe von Fritz putzen, um dessen Hände zu schonen. Wenn Ottmar mitspielen wollte, hatte Fritz als der Ältere zwangsläufig das Sagen. Und als Fritz Nationalspieler wurde, musste sich Ottmar vom Vater anhören, dass er es so weit bestimmt nicht bringen werde. Die Wut darüber entfachte seinen Ehrgeiz und ließ ihn härter trainieren.Im Berufsleben zeigte er sich eher unbedarft: die Tankstelle wurde ihm nach zwölf Jahren weggenommen - Ottmar hatte das Kleingedruckte übersehen, und die Werte aus dem Pachtgrundstück gingen auf den neuen Besitzer über! Nachdem er vor Gericht nur einen Vergleich erwirken konnte, versuchte Ottmar, sich das Leben zu nehmen. Die Stadt, der er soviel gegeben hatte, half ihm und bot ihm wieder eine Anstellung in der Verwaltung.

XY: Im Februar 1951 gelang es Ottmar einmal, seinen Bruder zu übertrumpfen: Aus einer Umfrage zur Feststellung der verdienstvollsten Sportler der Pfalz ging er als Sieger hervor und erhielt ein Ölportrait von sich selbst. Auf Platz zwei landete die Meisterschwimmerin Gertrud Herrbruck vor ... Fritz Walter.

Zimmer in Spiez: Nr. 306 mit seinem Vereinskameraden Werner Liebrich.




 

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