Werner Liebrich

 
 
 
   
 

 

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Werner Liebrich
(*18.01.27 +20.03.95):


Alter 1954: 27

Beruf: Postbeamter.

Charakter: Wer ihn nicht kannte, hielt ihn für unberechenbar, doch Liebrich besaß für alles klare Gründe. Sein Wesen war hochsensibel und dabei äußerst facettenreich: Als Spieler erschien er als Heißsporn - hart gegen sich und seine Gegner. Als Mensch vertrat er eine eigene Meinung, war großzügig (er konnte einem in Not geratenen Wildfremden Geld borgen) und besaß einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der ihn auch gegenüber Autoritäten wie Herberger zu undiplomatischen Äußerungen oder Handlungen verleiten konnte. Wenn die Umstände stimmten, taugte er zur Stimmungskanone. Sein Humor war trocken, konnte sarkastisch werden. Kumpelhafte Allüren von Fans waren ihm ein Gräuel. Er war ein Anti-Star, zu bodenständig, um Gewese um seine Person zu machen und dafür auf seine Privatsphäre zu verzichten. Und er begriff früh, dass die Erlebnisse von 1954 allein nicht ein Leben ausmachen konnten.

Deutsche Mannschaft: Wurde von 1951 bis 1956 für 16 A-Länderspiele berufen.

Ehrungen: Bekam den Silberlorbeer 1951 und 1954. Ehrenmitglied des 1. FC Kaiserslautern. Goldener Ehrenring.

Familie: Werners Vater war Stuckateur. Sein drei Jahre älterer Bruder Ernst schrieb wie er beim 1. FC K Fußballgeschichte. Heirat mit Gerti, Tochter Ilona war zur WM drei Jahre alt. 1969 sollten sich die Eheleute scheiden lassen. Liebrich verheiratete sich wie Gerti erneut. Seine zweite Frau heißt Annemarie.

Größe/Gewicht 1954: 1,76 m groß und 75 kg schwer.

Hobbys: Doppelkopf. Malerei. Wandern. Basketball.

International: Bereits vor Herberger entdeckte der AC Mailand den 23jährigen, konnte sich aber gegen dessen Heimatverbundenheit nicht durchsetzen.

Jobs: Kannte die Familie Walter durch seinen Bruder Ernst schon sehr lange und war ein besonderer Liebling von Ludwig Walter, dem er bald nacheifern sollte, indem er sich eine Gastwirtschaft einrichtete. Später übernahm er eine Toto- und Lottoannahmestelle mit einem Zeitschriftenladen.

Krieg: Der junge Werner wurde als 16jähriger einberufen. Seine Kriegserlebnisse waren kurz aber schlimm.

Leben: Verstarb im Alter von 68 nach seiner dritten Herzoperation an Herzversagen.

Meisterschaften: Weltmeister 1954, Deutscher Meister 1951 und 53, Deutscher Vizemeister 1948, 54 und 55, Pokalfinalist 1961.

Nummer WM 54: 10

Oberligamannschaft 1954: 1. FC Kaiserslautern.

Position: Mittelläufer.

Qualitäten: Bei der WM fiel er mehrfach durch große Härte auf, die allerdings schon damals im britischen Fußball durchaus üblich war. So ahndete der englische Schiedsrichter Ling Liebrichs Aktionen gegen Puskas nicht, weil er sie nicht für ahndungswürdig hielt. Liebrich verteidigte mit "internationaler Härte" und hatte somit maßgeblichen Anteil am Verlauf des Turniers. Die internationale Presse ehrte ihn nicht umsonst nach der WM als besten Spieler auf seiner Position. Keinem anderen Deutschen wurde diese Ehre zuteil!

Rufname: In der Sportpresse firmierte er unter "Liebrich II", bei seinen Mitspielern wahlweise unter "Der Kleine" (weil er einen älteren Bruder hatte - "Liebrich I") oder "der Rote" (wegen seiner Haarfarbe). In der Pfalz sprach man von "Fahrer" oder auch "der kleine Fahrer", was von einer Aufforderung Fritz Walters kommen soll, beim Gegner "dazwischenzufahren", ihn beim Spielaufbau, beim Passspiel, bei der Ballannahme zu stören. Verewigt in der Zeile "Abstoß vom Tor, Fahrer am Ball, gibt ihn schön vor, Achtung, jetzt gibt's ein Knall!" aus dem Marschlied zu Ehren des 1. FC Kaiserslautern "Wir sind die Waltermannschaft".

Trainerstationen: Betreute sieben Jahre lang die Amateure vom 1. FC K, zudem die Jugendmannschaft (in der auch Werner Kohlmeyer Junior sein Glück versuchte) verhinderte 1965 den Abstieg der Profis aus der Bundesliga, als er für drei Monate das Ruder von Trainer Gyula Lorant übernahm (siehe Ungarn).

Ursprung: Kaiserslautern.

Vereine: FC Olympia (1935), 1. FC Kaiserslautern (1941 bis 1961).

Wunden: Vater Liebrich war passives DKP-Mitglied, weshalb er unter der Herrschaft der Nazis Schikanen und Diskriminierungen ausgesetzt war. Der junge Werner wurde Zeuge davon.

XY: Liebrich engagierte sich sozialpolitisch, doch nach den schlimmen Erfahrungen seines Vaters verzichtete er auf jede Parteizugehörigkeit.

Zimmer in Spiez: Nr. 306 mit Ottmar Walter.




 

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